Entwurf eines Bildungsplans zum Förderschwerpunkt “Geistige Entwicklung” – Beschluss 660-01

Die Elternkammer beschließt auf ihrer Sitzung am 11.04.2017:

Stellungnahme zum Entwurf eines Bildungsplans mit dem Förderschwerpunkt geistige Entwicklung

Die Elternkammer begrüßt die Entwicklung eines Bildungsplans für den Förderschwerpunkt geistige Entwicklung und wünscht sich, dass auch für weitere Förderschwerpunkte so schnell wie möglich Bildungspläne entwickelt werden, so dass dann verbindliche Rahmen für die Bildung aller Schülerinnen und Schülern, die nicht nach den Bildungsplänen für GS, StS und Gym unterrichtet werden können, vorliegen.

Dabei befürwortet die Elternkammer am vorliegenden Entwurf, dass er eine Bildung befördert, die sich sowohl an den persönlichen Ausgangslagen und Entwicklungspotenzialen sowie den individuellen Lebenswelten der Schülerinnen und Schülern orientiert. Ferner folgt die Elternkammer dem Ansatz, eine jahrgangsstufenunabhängige, zieldifferente, fächerübergreifende Bildung zu ermöglichen, die darauf ausgerichtet ist, die Schülerinnen und Schülern dort abzuholen, wo sie stehen und ihnen bestmögliche Perspektiven zu einem maximal selbstbestimmten Leben neben und nach der Schule zu eröffnen.

Die Elternkammer sieht jedoch große Herausforderungen bei der Implementierung dieses Bildungsplanes, da er aufgrund seiner Orientierung an Leitthemen und seiner Zieldifferenz erheblich von der vorherrschenden Idee und Organisation von Schule abweicht.

Dies gilt vor allen Dingen bei der inklusiven Beschulung von Schülerinnen und Schülern mit dem FS GE an den weiterführenden Schulen. Dort ist der Schulalltag fachlich und mit einer Vielzahl von unterschiedlichen Lehrkräften organisiert. Der Bildungsplan FS GE sieht zwar auch eine fachliche Organisation der Schultages vor, gibt aber vor, dass sich die Bildung an Leitthemen und nicht an Fächern zu orientieren habe. Für eine integrierte Aufbereitung eines Leitthemas mit mehreren Lehrkräften vermutet die Elternkammer einen erheblichen Zeitbedarf. Diese Zeit der Entwicklung muss den Lehrkräften auch zur Verfügung stehen. Die Begleitung der Schülerinnen und Schüler durch die unterschiedlichen Fachlehrkräfte bei der Bearbeitung eines Leitthemas wird hernach einen erhöhten Abstimmungsaufwand mit sich bringen. Auch diesen gilt es zu berücksichtigen.

Eine weitere Herausforderung für die Lehrkräfte ist die Orientierung an Leitthemen bei gleichzeitiger Vermittlung der Inhalte und Kompetenzen der Bildungspläne der jeweiligen Schulform. Wir erhoffen uns dadurch aber auch eine qualitative Weiterentwicklung des Unterrichts für alle Schülerinnen und Schüler. Jeder Schüler, jede Schülerin muss da abgeholt werden, wo er oder sie steht.

Die Beschulung an Sonderschulen erfolgt zur Zeit weitgehend ohne Bildungsplan, so dass auch hier zu Beginn ein hoher zeitlicher Aufwand für die Erarbeitung von Unterrichtsvorhaben und der Abstimmungsprozesse zwischen den an einem Leitthema kooperierenden Pädagoginnen und Pädagogen bedarf. Wie im Entwurf dargelegt bedürfen die Schülerinnen und Schüler für selbstbestimmtes Leben auch einer digitalen Bildung. Die Sonderschulen müssen hierfür mit adäquater Hard- und Software und hierauf geschultem pädagogischen Personal ausgestattet sein.

Da die individuell zu erreichenden Bildungsziele im Bildungsplan für den Förderschwerpunkt geistige Entwicklung sinnvollerweise nicht allgemein festgeschrieben werden, ist eine Verständigung über die individuellen Ziele eines jeden Kindes erforderlich. Die vertrauensvolle Einbindung des Elternhauses bei der Zieldefinition, sowie die des Kindes (soweit möglich) ist bei diesem offenen Konzept eine wesentliche Bedingung für das Gelingen des Bildungsvorhabens.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Elternkammer die Ausrichtung des Bildungsplanes begrüßt. Eine erfolgreiche Implementierung bedarf jedoch einer gründlichen Planung an jeder Schule, für die genügend zeitliche Ressourcen und fachliche Unterstützung zur Verfügung stehen müssen. Eine umfangreiche unterstützende Begleitung seitens der Behörde bei der Reform des Schulalltags und der Entwicklung von Unterrichtsvorhaben erscheint notwendig.

 

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