Mathematik Vor-Abi 2017/Mathematik in Hamburg – Beschluss 657-06

Die Elternkammer beschließt in ihrer Sitzung am 17. Januar 2017:

Im Zuge der nach den Bedingungen des Zentralabiturs durchgeführten Vorabiturklausuren wurden die Noten willkürlich nach oben gesetzt, weil der Notenschnitt extrem nach unten gesackt war.

Hiermit wurde offen demonstriert, dass Noten der politisch motivierten Willkür eines Senators unterliegen können und nichts mehr mit objektiver Leistung zu tun haben. Das ist ein katastrophales Zeichen für die öffentliche Wahrnehmung Hamburgs Schulen und des Abiturs in Hamburg.

Objektiver wäre es gewesen, Themen die noch nicht im Unterricht behandelt wurden, aus der Wertung herauszunehmen.

Es liegt klar auf der Hand, dass das Mathedefizit nicht erst vor anderthalb Jahren erkannt wurde, als mit der Matheoffensive zum ersten Mal das Problem angegangen wurde. Dass es sich bei dem Mathedefizit nicht um eine Überraschung handelt, kann jeder interessierte Beobachter der Schulszene schon lange schlussfolgern.

Die Elternkammer fragt sich, warum es so lange gedauert hat, bis sich die Schulbehörde (über so viele unterschiedliche Regierungen hinweg) diesem Problem gestellt hat.
Die Elternkammer Hamburg wirft der Schulbehörde hier eine falsche Prioritätensetzung vor. So lange auf dem Mathematik-Auge blind zu sein, muss kulturelle, politische und (in der BSB) strukturelle Gründe haben.

Was bisher fehlt, ist ein Krisenmanagement sowie angemessene “Lernstandkontrollen” des Maßnahmenkatalogs (bezogen auf die Arbeit der Schulbehörde und Lehrer!).
Liest man sich die Maßnahmenkataloge durch, dann wundert es einen nicht, dass es viele, viele Jahre dauern wird, bis sich etwas ändern wird. In diesen Maßnahmen spiegelt sich nirgendwo die gebotene Dringlichkeit wieder. Die vierte Mathestunde z.B. war bereits an den meisten Schulen umgesetzt!

Das „Zentralabitur“ ist seit 2009 in Planung. Warum wurden keine Hamburg weiten Vergleichsarbeiten in Mathematik von früh an eingeführt? Z.B. am Ende der 2. Klasse, am Ende der 4. Klasse, sowie Ende der 6. und 8. gerade in Mathematik muss ein bestimmter Übungs- und Leistungsstandard durchgehend über alle Klassenstufen sichergestellt werden, da hier Inhalte stärker als in anderen Fächern aufeinander aufbauen. Da kann man nicht erst in der 10. Klasse die Messlatte anlegen – um obendrein seit Jahren passiv festzustellen, dass die Ergebnisse dort bereits ziemlich schlecht sind.

Wäre dies bereits geschehen, wären die Schülerinnen und Schüler sicher nicht in ein derartiges „Loch“ gefallen.

Die im Brief an die Schulleiter vorgeschlagenen Maßnahmen zeigen in erschreckender Weise, wie stumpf im heutigen System das Schwert der Schulverwaltung ist. Den selbstverwalteten Schulen wird es überlassen, im bürokratisch langsamen Trott dem riesigen Schuldampfer einer Kurskorrektur um ein paar wenige Grad abzuringen. Ebenso ist nicht geklärt, wovon all diese Maßnahmen finanziert werden sollen. Eine „Umfinanzierung“ gefährdet in den Schulen bereits etablierte Systeme, was eine Umsetzung der Mathemaßnahmen weiter erschweren dürfte.

Das ist viel zu langsames Behördenhandeln.

Die Maßnahmen der Schulbehörde setzen nicht am Anfang des Problems an: die Matheförderung gehört in der Grundschule erheblich verbessert.

Schon seit Jahren klagen die Schulleitungen weiterführender Schulen über die Lernrückstände ihrer neuen Fünftklässler – und das nicht nur in KESS 1/2-Regionen. Erkennbar getan hat sich hier bisher aber nichts. Allein ein Fachlehrer pro Jahrgangsstufe, bzw. entsprechende Fortbildungen allein wird nicht reichen, um die Probleme in den Grundschulen zügig in den Griff zu kriegen.

Die Elternkammer Hamburg kann in den bisherigen Maßnahmen keine wirkliche Lösung des Mathe-Problems erkennen. Wir fordern eine grundlegende Untersuchung der Umstände: Lehrpläne, Aus- und Fortbildung der Lehrkräfte, Didaktik und Methodik, Förderung, Individualisierung, Unterrichtsausfall.

 

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