Muttersprachlicher Unterricht: Mehr Ressourcen und Kommunikation – Beschluss 665-04

Die Elternkammer beschließt auf ihrer Sitzung am 09.10.2017:

Die Ressource für herkunftssprachlichen Unterricht muss vorrangig an allen gebundenen Ganztagsschulen erhöht und die Umsetzung zur Durchführung vereinfacht werden. Des Weiteren muss die Schulbehörde jeweils jährlich sicherstellen, dass sowohl die Schüler*innen als auch die Eltern erfahren, dass es die Möglichkeit gibt, auf Wunsch der Schülerschaft diesen durch die Schule zu beantragen. Schulen müssen dazu verpflichtet werden, die Eltern und die Schülerschaft jährlich zu informieren. Auf Nachfragen bei Schüler*innen und Eltern mit Migrationshintergrund mussten wir feststellen, dass niemandem die Möglichkeit bekannt war. Wie kann herkunftssprachlicher Unterricht realisiert werden, wenn die Beantragung nur erfolgen kann, wenn mindestens 15 Schüler*innen den Sprachunterricht wünschen, sie jedoch keine Kenntnis dieser Möglichkeit haben?

Unsere Forderungen begründen wir aus folgenden Umständen: Integration bedeutet Zweierlei: Zum einen wird zu Recht von den Migrant*innen gefordert, sich in die hiesigen Gegebenheiten in kultureller und gesellschaftlicher Hinsicht einzugliedern. Andererseits muss Integration aber auch kulturkonflikttheoretischen Tatsachen Rechnung tragen: Es nehmen viele Kinder mit Migrationshintergrund am gebundenen Ganztag teil. Die Schüler*innen halten sich aus diesem Grund die meiste Zeit des Tages außerhalb der Familie auf. Das bedeutet, dass die Kinder weniger Zeit mit ihren Familien verbringen. Dies erschwert den Familien die Vermittlung der ethnischen Identität, die Bewahrung der eigenen Kultur und vor allem aber das Erlernen und Fortbilden der eigenen Muttersprache. Keines der o.g. Punkte kann ausgiebig der, der Familie zur Verfügung stehenden Zeit praktiziert werden. Die eigene Muttersprache wird naturgemäß vernachlässigt. Das darf nicht geschehen und ist laut des Integrations-Konzepts nicht Sinn und Zweck einer positiven Willkommenskultur. Wir fordern energisch und nachdrücklich die Erhöhung der Ressource zum muttersprachlichen Unterricht an Ganztagsschulen. Des Weiteren fordern wir, dass das Konzept des muttersprachlichen Unterrichts ausnahmslos von Lehrer*innen, die ihre Ausbildung in Europa erhalten haben, durchgeführt wird. Das Eingliedern an Ganztagsschulen muss stark vereinfacht werden, damit auch Schulleitungen ohne große Umstände diesen Unterricht an der eigenen Schule etablieren können.

 

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