Gebt den Kindern das Schuljahr zurück!

Die Elternkammer Hamburg hat sich mit einem außergewöhnlichen Vorschlag an die Schulbehörde und die Öffentlichkeit gewandt. Sie verlangt eine sofortige Debatte um die Verlängerung des laufenden Schuljahres für alle Klassenstufen und Schulformen.

Nach dreizehn Monaten Pandemie und für viele Schülerinnen und Schüler fünf Monaten komplettem Schul-Lockdown reichen nach Auffassung der Elternkammer die geplanten Maßnah- men der Nachhilfe, Lernferien oder Klassenwiederholungen nicht aus, um die Folgen bei Kindern und Jugendlichen zu beseitigen.

Die Elternkammer Hamburg ist in großer Sorge um den Erziehungs- und Bildungserfolg der Kinder und Jugendlichen in unserer Stadt. Fern- und Wechselunterricht, Notbetreuung, ausgefallene Klassenreisen, abgesagte Exkursionen und Theaterbesuche und der Pandemie zum Opfer gefallene schulische Aufführungen und Veranstaltungen haben den Alltag der Kinder und Jugendlichen durcheinander geworfen.

Hinzu kommen die entstandenen außerschulischen und familiären Probleme und Stresssituationen, die die Kinder und Jugendlichen zusätzlich sehr stark belastet haben bzw. immer noch belasten. Geschlossene Schwimmbäder, Freizeiteinrichtungen, Sportstätten oder Tierparks ha- ben die Familien – insbesondere aber die Kinder und Jugendlichen vor beinahe unlösbare Probleme gestellt.

Eine Flut von psychosozialen Schäden bei den Kindern und Jugendlichen und damit auch in unserer gesamten Gesellschaft ist schon jetzt absehbar. Es ist zu erwarten, dass weite Teile der Schülerschaft abgehängt werden und dass die Bildungsschere weiter auseinander driftet. Die Bundesregierung geht von 25% verlorenen Schülerinnen und Schülern aus.

Deshalb fordert die Elternkammer Hamburg ein Umdenken in der Bildungspolitik.

„Die Schule als sozialer Begegnungs- und Lernort muss wiedergefunden werden. Dafür braucht es Zeit.“ sagt die Vorsitzende der Hamburger Elternkammer, Alexandra Fragopoulos, und sie führt weiter aus: „ Die durch die letzten dreizehn Monate bei unseren Kindern entstandenen Verluste lassen sich nicht durch zusätzliche Förderprogramme am Nachmittag, Lernferien, Samstagsunterricht, stigmatisierende Klassenwiederholungen oder ähnliche Maßnahmen auffangen.“

Durch eine Schuljahresverlängerung könnten in den Kitas, Vorschulen und Schulen Lernrückstände aufgeholt und die psychosoziale Entwicklung sowie die individuellen Stärken der Kinder und Jugendlichen in gewohnter Gemeinschaft gefördert werden.

Die Elternkammer Hamburg fordert die BSB auf, behördenübergreifend zu agieren, um die Möglichkeiten und Anforderungen für eine solche Verlängerung des Schuljahres anzugehen. Eine Arbeitsgruppe der Elternkammer hat schon verschiedene Lösungsmodelle debattiert und steht für Gespräche bereit.

Das gewonnene Jahr soll vor allem Raum für Bewegungs- und Sportangebote, Exkursionen, praktische Versuche und kulturelle Angebote schaffen. Dabei soll gleichzeitig neue Lernmotiva- tion aufgebaut und das eigenständige Lernen gefördert werden.

Keine Schülerin und kein Schüler wird gezwungen, dieses gewonnene Schuljahr zu absolvieren. Jedem, der das will, soll das Aufrücken in die nächste Klassenstufe ermöglicht werden. Für diejenigen, die mit einem Abschluss die Schule verlassen können, soll dies selbstverständlich möglich sein.

Mithilfe der Verlängerung kommen alle Kinder und Jugendlichen, aber auch alle Lehrerinnen und Lehrer sowie Erzieherinnen und Erzieher zur Ruhe, um Luft zu holen für alle Anforderun- gen, die die Pandemie sowie die postpandemische Zeit mit sich bringt.

„Unsere Kinder sind die stillen Helden der Pandemie…“ davon ist Alexandra Fragopoulos überzeugt, „…wagen wir deshalb gemeinsam diesen großen Schritt und geben wir ihnen die verlorene Zeit zurück.“

 

Elternkammer Hamburg Vorstand
info@elternkammer-hamburg.de
www.elternkammer-hamburg.de