Der Vorstand der Elternkammer hat wie folgt beschlossen:
Eine wirkungsvolle Erinnerungskultur und das freiheitlich-demokratische Gemeinwohl zu stärken ist eine wichtige gesellschaftliche und ganz besonders auch bildungspolitische Aufgabe.
Die BSB wird gebeten, bei der anstehenden Überarbeitung der Bildungspläne die Behandlung des Nationalsozialismus und des Holocaust künftig zusätzlich zu den im Fach Ge- schichte ab Jahrgangsstufe 9 und in der Sekundarstufe II bereits festgeschriebenen Fragestellungen auch in den Bildungsplänen für die unteren Jahrgänge der Sekundarstufe I zu ver- ankern.
Die BSB möge untersuchen, welche Fächer mit welchen Inhalten und Kompetenzen einen Beitrag dazu leisten können. Besonderes Augenmerk ist hier auf das Fach Deutsch zu legen, aber auch Fächer wie beispielsweise Religion und Ethik, Gesellschaft/PGW und Geschichte kommen in Frage, als weitere Ergänzung auch das Fach Kunst.
Der Nationalsozialismus und seine Gräueltaten, insbesondere die systematische Vernichtung von Millionen Menschen jüdischen Glaubens und anderer Gruppen, sind ein Tiefpunkt der deutschen und der Menschheitsgeschichte. Um der Opfer zu gedenken und sich auch bei nachwachsenden Generationen ein Bewusstsein und eine Wachsamkeit dafür entwickeln zu lassen, dass sich Ver- gleichbares nie wieder ereignen darf, ist eine rechtzeitige und nachhaltige Behandlung dieser Thematik im Schulunterricht von großer Bedeutung.
Basis und Richtschnur der schulischen Curricula sind die von der BSB vorgegebenen Bildungspläne. Im Fach Geschichte schreiben die Bildungspläne für die weiterführenden Schulen die Behandlung von Fragestellungen rund um den Nationalsozialismus durchaus in einem nennenswerten Umfang vor. Die Elternkammer Hamburg begrüßt diese systematische Auseinandersetzung mit dem Thema ausdrücklich.
Allerdings ist festzustellen, dass viele Schülerinnen und Schüler im Unterricht erst ab dem Ende von Klassenstufe 9 und in Klasse 10 das erste Mal mit dem Nationalsozialismus und dem Holocaust konfrontiert werden. Dies wird von vielen Eltern, die dies in ihrer eigenen Schulzeit einst anders er- lebt haben, als zu spät empfunden. Auch von Schüler*innenseite ist zu hören, dass sie ihre Fragen und Gefühle zum Holocaust gern schon in jüngeren Jahren, also etwa in Klassenstufe 6 entwickelt und schulisch behandelt hätten. Einzelne Schulen machen mit einer entsprechenden Schwerpunktsetzung in ihren Curricula gute Erfahrungen.
Die Bildungspläne aller Fächer sollen laut Planung der Behörde in den kommenden Monaten und Jahren überarbeitet werden.
Die Elternkammer Hamburg sieht darin eine Chance, die Befassung mit dem Holocaust künftig regelhaft auch für die unteren Jahrgänge der Sekundarstufe I in den Bildungsplänen zu verankern. Insbesondere das Fach Deutsch, aber auch Fächer wie Religion oder Ethik bieten sich sehr dafür an, da es hier nicht allein um die Vermittlung nüchterner Kenntnisse, sondern, zum Beispiel anhand eines altersgerechten Romans oder einer Erzählung, auch um Perspektivwechsel und das Einüben von Empathie gehen kann.
Eine Prüfung, inwieweit zusätzlich auch andere Fächer sich -einzeln oder interdisziplinär- für die hier gewünschte Zielsetzung eignen, bietet sich ebenfalls an.
Die Elternkammer Hamburg verspricht sich von dieser Initative einen nachhaltig wirksamen Effekt für die Erinnerungskultur und die Bewahrung einer pluralistischen, menschenfreundlichen und freiheitlichen Demokratie.
Antragssteller:
Thomas Kegat
stv. Vorsitzender des Ausschusses für Bildungspläne und zentrale Aufgaben
t.kegat@elternkammer-hamburg.de